Durch die Schriftzeichenreform in der Volksrepublik China Anfang der 1950er Jahre sollte das komplizierte Schriftsystem vereinfacht und somit die Analphabeten-Quote gesenkt werden. In der Folge wurden viele chinesische Schriftzeichen so stark verändert, dass sie mit den ursprünglichen Zeichen kaum noch Ähnlichkeit aufweisen.
Die politisch gewollte Reform löste – vergleichbar mit der Rechtschreibreform in Deutschland – eine hitzige Debatte unter den Gelehrten aus, die bis heute anhält. Denn gerade die Schriftzeichen werden als Teil der kulturellen Identität und Besonderheit Chinas wahrgenommen.
Zudem ist der Erfolg der Schriftzeichenreform äußerst zwiespältig zu bewerten. Einige der Schriftzeichen wurden tatsächlich so verändert, dass sie heute einfacher zu schreiben sind. Bei vielen Zeichen hingegen kann man dies jedoch trotz der Reform nicht behaupten.
Ungeachtet dessen wurde die Schriftzeichenreform dennoch durchgesetzt, so dass Zeitungen, Magazine und andere offizielle Schriftstücke nur noch mit „vereinfachten“ Schriftzeichen veröffentlich werden dürfen.
Bei der chinesischen Bevölkerung wurden die neuen Schriftzeichen jedoch niemals sonderlich beliebt. Obwohl der tägliche Schriftverkehr nun mit den vereinfachten Zeichen abgehalten wird, gelten die traditionellen Schriftzeichen als viel ästhetischer.
Daher kann man heutzutage den Trend beobachten, dass zum Beispiel für Firmenlogos immer häufiger wieder das traditionelle Schriftzeichen gewählt wird.
In den meisten Chinesisch Sprachkursen werden die vereinfachten chinesischen Schriftzeichen gelehrt, da sie mittlerweile fest in China etabliert sind und als Kenntnis für die offizielle HSK Prüfung vorausgesetzt werden.
Man sollte jedoch bedenken, dass die Schriftzeichenreform nur innerhalb der VR China stattgefunden hat. So werden in anderen chinesischen Sprachräumen wie Taiwan oder Hong Kong noch immer die traditionellen Schriftzeichen verwendet. Dies gilt auch für die vielen China Towns in Übersee, zum Beispiel in New York, San Francisco oder London.
Außerdem sind die neuen Schriftzeichen nur ein paar Jahrzehnte alt. Die in der Jahrtausende alten Geschichte Chinas entstandenen Schriftstücke aus der Zeit vor der Schriftzeichenreform lassen sich daher nur lesen, wenn man die traditionellen Zeichen beherrscht.
Wer sich hauptsächlich auf dem Festland Chinas aufhält und mit der alltäglichen Kommunikation zurechtkommen möchte, kann sich also ruhigen Gewissens auf die vereinfachten chinesischen Schriftzeichen beschränken.
Interessiert man sich jedoch darüber hinaus für die chinesische Welt, und möchte noch tiefer in die chinesische Kultur eintauchen, sollte man sich unbedingt auch mit den traditionellen Schriftzeichen befassen.
Text: Philipp Zacharek
Für Webseiten reicht es normalerweise vollkommen aus, wenn man sich auf vereinfachte oder traditionelle Schriftzeichen beschränkt. Ich würde hier zu den vereinfachten Schriftzeichen raten, weil diese von den meisten Chinesen gelesen werden können.
Traditionelle Schriftzeichen werden unter anderem noch auf Taiwan, in Hongkong und den Übersee-Chinatowns (z.B. in New York) verwendet. Aber sehr viele Festland-Chinesen können die traditionellen Zeichen auch noch sehr gut lesen.
Was die Frage zum Google Translator angeht, bin ich nicht wirklich überzeugt von der Qualität maschineller Übersetzungen. Gerade im Chinesischen muss oftmals aus dem Kontext heraus interpretiert werden, und häufig können einzelne Satzteile „ineinander verschachtelt“ vorkommen. Da kommt ein Roboter noch nicht hinterher, um den Sinn eines Absatzes wirklich zu erfassen. Bei kurzen Sätzen funktioniert es vielleicht schon einigermaßen gut, bei längeren Sätzen kommt man um einen menschlichen Übersetzer jedoch noch nicht herum.
Hoffe das hilft!
Viele Grüße 🙂
Hallo.
Wenn man „Seiten“ in einem Worpress in mehreren Sprachen anbieten will, sollte man also beides anbieten?
Da gibt es aber zh_CN, zh_HK und zh_TW.
„zh_CN“ wäre demnach vereinfachtes Chinesisch?
Muss/sollte man dann noch „zh_HK“ und „zh_TW“ anbieten?
Übersetzungen bietet Google nur in „Traditionell“ und vereinfacht.
Wäre „zh_TW“ traditionell“? Aber was ist dann „zh_HK“?
Auch wenn man keine Kentnisse der Sprache hat, wäre eine Google-Übersetzung basierend auf extra für die Übersetzung verfassten einfachen Deutschen kurzen Sätzen wohl besser als gar nichts.
Die Deutsche Version ist in „lässigerer“ längerer Form, evtl. verschachtelten Sätzen (womit die Übersetzer oft Probleme haben).
und extra für die Übersetzung würde ich kurze Sätze mit einfachen Wörtern schreiben. Bei der Übersetzung nach Englisch funktioniert das.
Das kann ich noch beurteilen. Bei anderen Sprachen sollte es auch besser sein, als aus dem komplexeren Normaldeutsch.
Übersetze ich aus dem Schriftzeichen-Ergebnis (egal ob Chinesisch oder koreanisch…) zurück nach Deutsch ist das gut bis perfekt.
Grüße,
Tobias Claren
Kommentar schreiben