Tipp 4: Eselsbrücken ausdenken

Die chinesische Schriftsprache ist eine Symbolsprache. Um die Bedeutung eines Schriftzeichens zu entschlüsseln, muss man vorher einmal gelernt haben, was die unterschiedlichen Symbole in Kombination zueinander bedeuten.

Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass man sich zu Beginn mit den Radikalen – den Grundelementen der chinesischen Schriftzeichen – vertraut macht.

Manchmal erklärt sich die Bedeutung eines Schriftzeichens dann beinahe wie von selbst. Bei anderen Schriftzeichen hingegen ist die Bedeutung nicht immer gleich sofort ersichtlich. Für diese Schriftzeichen ist es empfehlenswert, mit Eselsbrücken zu arbeiten, um sich die Schreibweise schneller und besser zu merken.

Ein beliebtes Beispiel ist das Wort „lín“ mit der Bedeutung „kleiner Wald“. Um das Schriftzeichen zu bilden, wird das Radikal für „Baum“ (mù) einfach zweimal nebeneinander geschrieben. Vielleicht können Sie jetzt schon erraten, wie das Schriftzeichen für „großer Wald“ (sēn) geschrieben wird? Richtig, hierfür wird das Radikal für „Baum“ dreimal miteinander kombiniert!

Doch nicht bei allen Schriftzeichen ist die Bedeutung so offensichtlich, wie bei dem oben gezeigten Beispiel. Die chinesische Schriftsprache hat eine mehrere Jahrtausende alte Entwicklung hinter sich. In den Schriftzeichen reflektiert sich die chinesische Kultur und Tradition gleichermaßen.

Zum Beispiel wird das Schriftzeichen für „Haushalt / Familie“ (jiā) gebildet aus dem Radikal „Dach“ und dem Radikal „Schwein“. Ein Schwein unter einem Dach? Um das Schriftzeichen zu begreifen, muss man wissen, dass zu einem chinesischen Haushalt traditionell auch immer ein Hausschwein gehörte.

Einige Schriftzeichen werden heute außerdem ganz anders verwendet als früher, und bei einigen Schriftzeichen lässt sich nur noch schwer nachvollziehen, in welchem Kontext sie einmal entstanden sind.

Um sich die chinesischen Schriftzeichen besser zu merken, sollte man sich daher Eselsbrücken ausdenken. Bei dieser Assoziationsmethode werden die verschiedenen Radikale eines Schriftzeichens zu einem Bild oder einer Geschichte verknüpft.

Dafür müssen Sie nicht unbedingt die historische Entwicklung eines jeden Schriftzeichens kennen. Die meisten Chinesen kennen diese nicht einmal. Wichtig ist nur, dass Sie Ihre Phantasie spielen lassen, und möglichst eindrucksvolle Assoziationen herstellen.

Eindrucksvoll bedeutet: Nicht langweilig! Das heißt, ihre Eselsbrücken sollten so verrückt wie möglich sein, und außerdem mit einer Emotion verbunden werden. Je verrückter und absurder das Bild, desto einprägsamer ist es. Sie werden sehen, dass Sie sich die Schriftzeichen auf diese Weise viel schneller merken können!

Das Schriftzeichen für „Nummer“ (mǎ) wird gebildet aus dem Radikal „Stein“ und dem Radikal „Pferd“.

Sie könnten es sich zum Beispiel so merken:

„Schon immer waren die Chinesen ein bürokratisches Volk von Beamten. Aus diesem Grund müssen noch heute die Pferde ein Nummernschild tragen, um am Verkehr teilnehmen zu dürfen. Das Nummernschild besteht aus einer Steinplatte, und muss vorne um den Hals des Pferdes gehängt werden. Die Steinplatte ist aber extrem schwer, dadurch kommt das Pferd nur sehr langsam vorwärts, worüber sich der Besitzer ärgert.“

Diese Eselsbrücke hat natürlich überhaupt nichts mit der Realität zu tun. Aber die Geschichte ist verrückt genug, dass man sich leicht an sie erinnert. Außerdem erfüllt sie eine wichtige Voraussetzung, um sie sich besser merken zu können, denn sie ist mit einer Emotion verbunden. Sie können sich regelrecht in den Pferdebesitzer hineinversetzen und seinen Ärger über diesen bürokratischen Blödsinn nachempfinden!

Übrigens werden Sie die Eselsbrücken nicht ewig brauchen. Sie dienen nur am Anfang als Erinnerungshilfe, während sie die Schriftzeichen trainieren. Nach einigen Wiederholungen rutscht das Schriftzeichen ins Langzeitgedächtnis, und sie können sich auch ohne Eselsbrücke immer wieder daran erinnern.

Am besten funktioniert diese Methode, wenn man selber eigene phantasievolle Eselsbrücken ausdenkt. Sollte jedoch einmal die nötige Kreativität fehlen, oder wenn man über ein unbekanntes Radikal stolpert, können Sie die Webseite „Täglich Chinesisch“ zur Hilfe nehmen. Dort finden Sie etwa 2000 erklärte Schriftzeichen mit entsprechenden Merkhilfen!

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